Die große Bedeutung der Neuoffenbarung

von Gerd Kujoth

Kurz vor Seiner Gefangennahme, als Jesus die Jünger auf Seinen Abschied vorbereitete, sprach Er zu ihnen: "Nun gehe Ich hin zu dem, der Mich gesandt hat" und "Es ist gut für euch, daß Ich hingehe." (Joh. 16,5+7) Da wurden die Jünger traurig, denn sie hätten Jesus nur zu gerne weiter bei sich gehabt. Aber Er konnte nicht ewig im Fleische auf dieser Erde verbleiben. Seine Erdenlebenszeit betrug nur 33 Jahre. Aber in dieser kurzen Zeit, die Er in Seinem neuen Wort als "die große Zeit der Zeiten" bezeichnet, hat Er durch Seine Lehre und durch Seine Taten den Grundstein gelegt zunächst für einen neuen Himmel, den Er nach Seiner Auffahrt eröffnete und später, bei Seiner Wiederkunft in dieser jetzigen Endzeit, die er "die kleine Zeit der Zeiten" bezeichnet, dann auch für eine geistige Erneuerung der Erde. Und weil Er nicht im Fleische auf der Erde verbleiben konnte, verhieß Er Seinen Jüngern: "Siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit." (Matth. 28,20) - Aber auf welche Weise? - Jesus sagte im großen Evangelium: "In Meinem Worte, das Mein Geist und Meine Liebe ist, werde Ich fortan bei den Menschen guten Willens verbleiben bis ans Ende der Welt!" (3.GEJ 226,4) Und Er sagte: "Ich will den Vater bitten, und Er wird euch einen andern Beistand geben, daß er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit" (Joh. 14,16) "der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe." (Joh. 14,26) Und so blieb Jesus allezeit in Seinem Worte, im Geiste der Liebe und der Wahrheit, den eben dieses Sein Wort in uns weckt, unter Seinen Nachfolgern und offenbarte Sich all denen, die Seine Gebote hielten und Ihn liebten. (Joh. 14,21) So gab es nie eine längere Zeit unter den Menschen, die ohne eine Offenbarung von Ihm geblieben ist. Zwar hat Jesus in Seiner Lehrzeit alles gesagt, was Er sagen wollte, aber dennoch sagte Er kurz vor Seinem Tode zu Seinen Jüngern: "Noch vieles hätte Ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn Er wird nicht von sich selbst reden, sondern was Er hören wird, das wird Er reden, und was zukünftig ist, wird Er euch verkündigen." (Joh. 16,12-13)

"Noch vieles hätte Ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen." - Aus diesem Vers sehen wir, daß Jesus Seinen Jüngern gerne noch vieles gesagt hätte, was sie aber damals noch nicht ertragen konnten. Deshalb verhieß Er ihnen den Geist der Wahrheit, der sie dann in die ganze Wahrheit leiten würde, d.h. der ihnen noch das sagen würde, was Jesus ihnen zu Seiner Erdenlebenszeit noch gerne gesagt hätte, einschließlich der Verkündigung des Zukünftigen. Wir sehen daraus, daß es für die Menschen eine Notwendigkeit ist, daß von Zeit zu Zeit neue Offenbarungen erfolgen müssen, die die Menschheit in der Wahrheit leitet. Wie ein Lehrer seinen Schülern in der ersten Klasse nur wenige grundlegende Dinge sagen und ihnen erst mit ihrem Älter- und Reiferwerden von Klasse zu Klasse mehr beibringen kann, so kann es auch Gott mit uns Menschen nicht anders machen. Deswegen sagte Paulus: "Und ich, meine Brüder, konnte nicht mit euch reden als mit geistlichen, sondern als mit fleischlichen Menschen, als mit Unmündigen in Christus. Milch habe ich euch zu trinken gegeben, und nicht feste Speise; denn ihr vertruget sie nicht, ja ihr vertraget sie jetzt noch nicht; denn ihr seid noch fleischlich." (1.Kor. 3,1-2) Und im Hebräerbrief heißt es weiter: "Obschon ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr wieder nötig, daß man euch gewisse Anfangsgründe der Aussprüche Gottes lehre, und seid der Milch bedürftig geworden und nicht fester Speise. Denn wer noch Milch genießt, der ist unerfahren im Worte der Gerechtigkeit; denn er ist unmündig. Die feste Speise aber ist für die Gereiften, deren Sinne durch Übung geschult sind zur Unterscheidung des Guten und des Bösen." (Heb. 5,12-14)

Wir sehen aus diesen beiden Texten, daß Jesu Nachfolger mit ihrem geistigen Wachsen und Reifen auch fortschreitend belehrt werden müssen. Und was Jesus, als Er auf der Erde war, Seinen Jüngern noch nicht sagen konnte, das hat Er ihnen und ihren Nachfolgern später durch den Geist der Wahrheit verkündet.

Was aber Jesus damals seinen engsten Jüngern an tieferen Lehren gegeben hat, das durfte wiederum der damaligen Menschheit noch nicht verkündigt werden, denn sie hätte diese Lehren noch nicht verstanden. Deshalb erlaubte Jesus Seinen Evangelien-Schreibern nicht, alles aufzuzeichnen und sagte zu ihnen: "Das ertraget ihr als Meine nächsten Zeugen wohl und möget es auch fassen; aber so da alles beschrieben würde in vielen Büchern, was Ich vor euch alles tue und rede, so würde solche Bücher die Welt nicht nur nicht fassen, sondern sich dazu noch ärgern über alle Maßen und würde euch verschreien über alle Aase der Erde! Darum soll von dir, Matthäus, nichts aufgezeichnet werden als das nur, was Ich ausdrücklich dir aufzuzeichnen gebiete!" (1.GEJ 216,10)

"Wenn ihr aber in Meinem Namen in die Welt hinausgehen und den Völkern Mein Evangelium predigen werdet, so werdet ihr es auch in einer Milchspeise den Kindern vorzusetzen haben. Denn so ihr mit solchen (tiefen) Lehren den Anfang machen würdet, da würden euch die Menschen als Irrsinnige ansehen und euch gar nicht anhören, was ihr lehren und sprechen würdet." (10.GEJ 155,7)

Wir werden nun die Entwicklungsschritte der Völker betrachten, die nötig waren, damit Jesus auch Seine tiefe Lehre der Menschheit, die sich damals noch in einer großen Lebensfinsternis befand, geben konnte. Jesus sagte: "Wenn die Menschen in ihrer inneren Lebenstätigkeit lau, träge, schläfrig und lichtloser werden, so gibt es allerlei Bewegungen und Wogungen unter ihnen. Da erhebt sich ein Volk wider das andere, eine Lehre bekämpft die andere, und es geht dann lange Zeiten fort, bis die Menschen dadurch in eine möglich größte Lebenstätigkeit versetzt werden.

Dadurch wird es dann denn auch heller und lichter unter ihnen. Die scheinbare Not macht sie erfinderisch und zwingt sie auf diese Art zu einer stets größeren und geordneteren Tätigkeit. Durch solche werden dann die Völker, die ehedem voneinander kaum etwas wußten, miteinander bekannt und mit der Zeit sich gegenseitig nutzdienlich, und das Licht wächst unter ihnen von Zeit zu Zeit stets mehr und mehr und erzeugt zum ersten ein stets größeres Bedürfnis nach einer nahe greifbar erwiesenen Lebenswahrheit.

Wenn dieses Bedürfnis am Ende ein stets allgemeineres wird und die Menschen sich mit dem puren Autoritätsglauben, der immerfort ein Grund zum finsteren und trägen Aberglauben ist, nicht mehr begnügen, dann auch ist es an der Zeit, ihnen ein großes und greifbares Lebenslicht voll Klarheit und Wahrheit zu geben.

Und sehet, also müssen die jetzt gar vielen in allerlei Trägheit und Lebensfinsternis wie von einem tiefen Schlafe behafteten Menschen auf der ganzen Erde in eine große und sturmreiche Bewegung versetzt werden, bis sie nach einer längeren Zeitenfolge dahin geweckt werden, daß sie in solchem Gewecktsein endlich zu fühlen anfangen, was ihnen mangelt!

Wenn unter den menschen solch ein Zustand eintreten wird, dann wird es auch an der Zeit sein, ihnen das zu geben, was ihnen mangelt, oder in solcher Zeit erst werde Ich wieder zu den Menschen in diese Welt kommen und werde das im allgemeinen tun, was Ich nun tue im Sonderheitlichen nur vor wenigen Zeugen. Ich lege jetzt den Samen ins Erdreich und bringe dadurch den Menschen nicht den Frieden, sondern nur das Schwert zum Streite und zu großen Kämpfen und Kriegen." (8.GEJ 162,16 - 163,1)

"Wenn Ich aber zum zweiten Male in diese Welt kommen werde, dann auch wird unter den Völkern der Erde das Gären, Kämpfen und Verfolgen ein Ende haben, und das Urverhältnis der Menschen zu den reinen Geistern der Himmel wird ein normales und bleibendes werden." (8.GEJ 163,2)

Was die damaligen Menschen noch nicht fassen konnten, das konnte ihnen aber in Bildern gegeben werden. Ja es mußte ihnen sogar gegeben werden, auch wenn sie die Bilder nicht verstanden, weil das Wort Gottes in die Menschen gelegt werden mußte, gleich wie ein Samenkorn in die Erde, damit später eine Pflanze aus ihm hervorgehen kann, die dann erst nochmals später ihre Früchte trägt. Und so hat Gott durch die alten Propheten zumeist in bildlicher oder gleichnishafter Weise zu den Juden gesprochen. Auch Jesus sprach viel in Gleichnissen und sagte: "Die volle, nackte Wahrheit aber kann im allgemeinen dem Menschen auch von Mir aus jetzt nicht gegeben werden, sondern nur verhüllt in Gleichnissen und Bildern, auf daß er sie erst aus solchen Bildern suchend entwirren kann. Nur mit euch wenigen rede Ich nun ohne Vorbehalt. Denen ihr sie aber wiedergebet, die sollen sie von euch auch nicht völlig nackt erhalten, sondern auch irgend ein wenig verhüllt, auf daß ihnen die Gelegenheit zum freien Nachdenken und zur freien Tätigkeit ja nicht benommen wird." (3.GEJ 168,12)

"Es ist besser, die Sache wird der Welt in aller Verhülltheit gegeben, und sie kann sich dann bloß mit der Hülle zerbalgen, innerhalb deren aber dennoch der Lebenskern unversehrt bleibt." (1.GEJ 216,13)

Weiter sagte Jesus: "Wären jene Bücher der inneren Geistesweisheit also geschrieben, daß sie für jeden natürlichen Weltverstand schon auf den ersten Blick durch und durch verständlich wären, so würde sie der Mensch dann bald zur Seite legen und nicht einmal mehr ansehen. Welchen Nutzen hätte er dann davon?!

So aber enthalten sie durchgreifend Geistiges von der einfachsten Kreatur bis in das tiefst Himmlisch-Göttliche und können daher von keinem natürlichen Weltverstande je völlig begriffen werden, sondern allein von dem reinen, vollkommenen, jenseitigen Geiste des Menschen.

Das Nichtverstehen solcher (prophetischer) Schriften ist ein Wecker des Geistes im Menschen und zeigt ihm, was und wie vieles ihm von der eigentlichen Lebensvollendung abgeht. Er wird daher solche Schriften öfter zur Hand nehmen und darüber Betrachtungen anstellen, wobei ihm von Zeit zu Zeit doch eines und das andere etwas klarer wird. Wenn er also durch seine Mühe und durch seinen Eifer hinter ein Lichtlein des Geistes gekommen ist, so wird er dann schon emsiger und emsiger im Forschen nach den inneren, geistigen Wahrheiten und wird sogestaltig zu stets mehr und mehr Licht und auch zu einer innigeren Verbindung mit seinem inneren, jenseitigen Geiste gelangen und wird dann auch seinen Nebenmenschen ein helleres Licht zu geben imstande sein, das ihnen sehr wohltun wird." (6.GEJ 101,9-11)

Jesus sagte in Seinen Abschiedsreden: "Solches habe Ich euch in Gleichnissen gesagt; es kommt aber die Stunde, da Ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch reden, sondern offen vom Vater Kunde geben werde." (Joh. 16,25) Zwar sagten die Jünger daraufhin, daß Er nun offen rede und kein Gleichnis brauche, was für sie auch zum Teil zutraf, aber für die gesamte Menschheit war damals die Stunde des offenen Redens vom Vater noch nicht da. Erst in der Neuoffenbarung hat sich dieses Wort in vollem Umfang erfüllt. Erst in ihr finden wir das volle Verständnis dafür, wer der Vater ist. Offen gibt uns Jesus in ihr kund, daß Er der Vater, der Sohn und der heilige Geist Selbst ist, in einer Person.

In der heutigen Zeit ist die Menschheit fähig, größeres und tieferes zu fassen, weshalb ihr auch im Laufe der Zeit neue und immer größere Offenbarungen durch Jakob Böhme, Emanuel Swedenborg und Jakob Lorber, um nur die größten und umfangreichsten zu nennen, gegeben wurden. Johannes, der schon in seinem Evangelium bezeugte, daß Jesus noch andere Dinge getan hat, die nicht aufgeschrieben wurden (Joh. 21,25), spricht in der gewaltigsten der neuen Offenbarungen: "Es hat aber der Herr nach Seiner Auferstehung noch gar vieles mit uns, Seinen Erwählten, gesprochen, welches nicht aufgezeichnet ward. Und wäre es auch aufgezeichnet worden, so hätte die Welt die Bücher vor der Menge und vor der Größe und Tiefe des Inhaltes nicht fassen können. Hier aber (d.h. in der Neuoffenbarung) wird euch so manches davon kundgetan. Daher möget ihr wohl aufmerksamen Geistes sein, um in euch zu fassen das große Geheimnis des Lebens und die innere große Weisheit des Geistes." (2.GS 15,29)

Was Jesus Seinen Jüngern nach Seiner Auferstehung alles gesagt hat, das durfte die Menschheit damals noch nicht erfahren. Für uns heutige Menschen war erst in jüngster Vergangenheit der Zeitpunkt gekommen, daß uns so manches davon offenbart werden konnte. Was Jesus damals nur zu wenigen sagte und was nur bruchstückhaft oder gar nicht aufgezeichnet wurde oder ganz verloren ging, das hat Er für uns heutige Menschen in der Neuoffenbarung offen geredet für jedermann, der sie annehmen will. Zwar sind die Grundzüge Seiner Lehre von der Liebe in der Bibel vorhanden und einzelne Täter dieser Liebelehre wurden vom heiligen Geist in der Wahrheit geleitet, aber der Großteil der Christen richtete sich nicht nach ihr und verfiel schon bald in allerlei Irrtümer. Was nun von Seiner Lehre in der Zwischenzeit falsch aufgefaßt wurde, das mußte berichtigt werden. Und das ist ebenfalls ein Grund für die Notwendigkeit neuer Offenbarungen. Jesus sagt durch Gottfried Mayerhofer: "In jener Zeit galten unter dem Judenvolk nur Moses und die Propheten. Es handelte sich darum, sie nicht umzustoßen, sondern ihre Worte vor Verunglimpfungen zu bewahren, das Erz von den Schlacken zu reinigen und zu beweisen, daß Ich als Christus nichts Neues bringen, sondern nur geistig erklären und ins Leben übertragen will, was wörtlich verstanden und aufgefaßt wurde." (PH 3)

Auch in der heutigen Zeit ist die reine Lehre Jesu von den wieder eingeschlichenen Irrtümern gereinigt worden. Auch jetzt ist uns nichts Neues gegeben, sondern nur geistig erklärt worden, was seither wörtlich verstanden und aufgefaßt wurde,. Er konnte aber erst dann mit Seinem neuen Wort die eingeschlichenen Irrtümer beseitigen, nachdem ein Großteil des Aberglaubens bzw. Falschglaubens durch die Wissenschaft hinweggeräumt worden war. Denn zur Zeit Jesu waren die Menschen noch voll des dicksten Aberglaubens. Jesus sagte, als Er auf der Erde war: "Wo es nun unter den Menschen eine Wissenschaft und eine von ihr abgeleitete Kunst gibt, so sind dabei auch stets über drei Vierteile blinder Aberglaube. (Mit Kunst ist hier aber nicht das Bildermalen gemeint, sondern die Kunst, auf Grundlage der Wissenschaft allerlei Geräte, Apparate oder Maschinen, insbesondere zum Erforschen der Natur der Erde und des Sternenhimmels, anfertigen zu können.) Auf solch eine faule Frucht von dem noch ungesegneten Baume der Erkenntnis aber läßt sich keine höhere Himmelswahrheit stellen; und wollet ihr sie darauf stellen, so wird darauf eine Frucht zum Vorscheine kommen, die man wohl den Drachen zum Fraße vorwerfen, aber nicht den Menschen zur Nahrung geben könnte.

Und sehet, und merket es wohl! Aus derlei Früchten werden auch die falschen Propheten mit all ihren Irrlehren und falschen Wunderzeichen hervorgehen und mehr denn drei Vierteile der Erde verderben. Denn so man sich bemühen wird, Meine reinste Wahrheitslehre mit den nun unter den Menschen bestehenden, mit allerlei Aberglauben untermengten Wissenschaften und wenig sagenden und leistenden Künsten in der Meinung zu vereinen, daß sie dadurch für die Menschen um so leichter annehmbar würde, so wird man, leicht von selbst verständlich, Meine Lehre stets mehr und mehr verunreinen." (9.GEJ 90,9-10)

Jesus wußte wohl, in welchem Zustand sich die damalige Menschheit und ihre Wissenschaft befand und daß sie nur reif war für die Grundzüge Seiner Lehre. Er wußte, daß selbst diese Grundzüge durch den abergläubischen Wissensstand der damaligen Menschen verunreinigt werden würde. Aber Er hatte das mit berücksichtigt.

Auf Seine Erdenlebnenszeit zurückblickend sagt Jesus: "In der Zeit, als Ich auf der Erde Meine Lehre den Menschen gab, da war das Heidentum unter allerlei Formen und Gestaltungen nach allen Seiten hin weit über die ganze Erde ausgebreitet, und Meine Lehre war nur ein heller Morgenstern in der großen Heidennacht. Der Morgenstern wurde bald und leicht von dem dichtesten Nachtgewölke der Heiden so gänzlich verdeckt, daß die Menschen nur hie und da mit Mühe seinen wahren Stand erraten konnten. Einige sagten: ‘Siehe da!’, und andere: ‘Siehe dort!’ Und es geschah, daß sie andere Sterne (d.h. die Lehren der Heiden) für den Morgenstern ansahen und hoch verehrten. Und so hatte das damals so großmächtige Heidentum ein leichtes zu tun, um den Morgenstern mit sich zu verschmelzen und zu vereinen und sich so dem Volke, das nach dem Morgenstern, von dem es häufig reden gehört hatte, fragte, als der allein rechte, alte Morgenstern darzustellen.

Der so umwölkte und verunstaltete Morgenstern wirkt vor dem blinden Volke auch Wunderzeichen unter dem nur veränderten Namen des Zeus in den Meinen, und das Volk war zufrieden, und das alte Heidentum blieb mit sehr geringen Abänderungen. Aber Meine Lehre blieb denn doch auch bei allen Verfolgungen bei wenigen unversehrt und wohlerhalten. Der edle Same, der auf ein gutes Erdreich fiel, schlug gute und feste Wurzeln, trieb und trug gute Früchte, wennschon im Verborgenen, von den Blindaugen der Hure Babels unbemerkt.

Aus dem Morgensterne ward eine Sonne, die nun vollends aufgeht, (hiermit ist die Neuoffenbarung gemeint) und das Gewölk des Heidentums wird diese Sonne nimmerdar derart mehr zu verdecken vermögen, daß selbst ein Schwachsichtiger den Tag für die Nacht halten könnte. Das Licht Meines Blitzes ist mächtig geworden und wird von der Heidennacht nimmerdar verdrängt werden." (10.GEJ 30,4-7)

Der Vater konnte aber nicht einfach ohne jegliche Vorbereitung der Menschheit eine neue Offenbarung geben. Die Menschen mußten erst Schritt für Schritt soweit geführt werden, bis zumindest ein Teil von ihnen fähig wurde, solch ein gewaltiges Himmelslicht im freien Willen zu erkennen. Jesus erklärte, als Er auf der Erde war: "Ich habe bei gar vielen Gelegenheiten die verschiedenen Dinge, Erscheinungen und Vorkommnisse euch und auch anderen Menschen, die einen guten Willen und ein empfängliches Herz hatten, wohl und anschaulich gründlich erklärt, habe vor euren Augen und Ohren den ganzen Sternenhimmel so enthüllt, daß ihr nun wohl wisset, was unsere Sonne, der Mond, die Planeten, und was die zahllos vielen andern Sterne sind, und welch eine Beschaffenheit sie haben, und habe euch mehrere sogar mittels der Eröffnung der inneren Geistessehe besichtigen lassen; und so besitzet ihr nun in gar vielem schon die reinste Wissenschaft.

Gehet aber hin, und lehret die blinden Menschen so, wie Ich euch belehrt habe, und ihr werdet es nur zu bald erfahren, wie schwer die Menschen von ihrem alten (irrtümlichen) Wissen und seinen mystischen Vorurteilen abzuwenden sind! Dazu gibt es auch eine Unzahl Menschen, die von ihren selbstsüchtigen Priestern und Beherrschern derart verdummt sind, daß sie solch eine Aufklärung im Wissen als einen niemals verzeihlichen Frevel gegen die Götter ansehen würden und einen Menschen gar übel zurichteten, der sie zu einem Frevel wider ihre Götter verleitete.

Um bei den Menschen mit der Länge der Zeiten in den Wissenschaften und den aus ihnen hervorgehenden Künsten eine volle Reinigung zu bewirken, muß ihnen zuvor Meine Lehre gepredigt sein, und die vielen Götzen samt ihren Priestern und Tempeln müssen zerstört werden. Ist das geschehen und Mein Evangelium, wenn auch durch viele falsche Propheten, den Menschen gepredigt worden, dann auch werden sie fähig, sich nach und nach in den Wissenschaften und Künsten zu reinigen; und diese werden dann ein Blitz sein, der vom Aufgange bis zum Untergange alles hell beleuchtet, was da auf der Erde ist. Unter dem 'Aufgange' aber versteht man das Geistige, unter dem 'Untergange' aber alles Naturmäßige." (9.GEJ 91,6-9)

Zunächst mußte erst einmal das Götzentum verschwinden, und das hat Jesus durch die Ausbreitung der Grundzüge Seines Evangeliums bewirkt. Es spielte in diesem Anfangsstadium keine Rolle, daß es durch die Menschen, die gerade noch einem abergläubischen Heiden- und Götzentum angehört hatten, durch die Entstehung eines neuen Heiden- und falschen Prophetentums zum Teil wieder verunreinigt würde. Wichtig war, daß sich später auf Grundlage des Christentums eine reinere Wissenschaft entwickeln konnte, was auf Grundlage des Heidentums nicht möglich gewesen wäre.

"Die Menschen müssen vor aller Wissenschaft erst wahre Menschen werden", sagte Jesus, "ansonst ihnen was immer für eine Wissenschaft viel mehr schaden als irgend frommen kann. Denn alle Wissenschaft beschäftigt nur den Verstand, der im Gehirne seinen Sitz hat; aber das Herz als das Fundament des Lebens bleibt ungeschlacht, roh und wild, wie das eines Raubtieres, und übt mit Hilfe der Wissenschaft noch mehr Böses aus als ohne dieselbe; denn bei einem gottlosen Herzen ist die Wissenschaft eine wahre Leuchte zum Bösen aller Art und Gattung!

Darum, Meine Freunde und Brüder, schaffet den Blinden vorerst eine rechte Lebensleuchte ins Herz, und lasset durch solche Leuchte dann erst auch der Seele Verstand erleuchten, und es wird dann alle Wissenschaft dem Menschen zu einem wahren Segen werden!" (3.GEJ 175,4-5)

Die rechte Lebensleuchte ins Herz der Menschen ist die Lehre Jesu von der Liebe, die Er den Menschen verkündete. Mit dieser Lehre mußten die Menschen erst durchgegoren werden, bis sie eine genügende Wirkung hervorbrachte und eine möglichst reine Wissenschaft entstehen konnte. Durch die Lehre von der Liebe wurde das Gewissen der Menschen geweckt und durch das geweckte Gewissen wurden der Menschheit die Forschungsergebnisse der Wissenschaft weder vorenthalten noch wurden sie in zu großem Maße zum Bösen angewandt, was ohne die Lehre Jesu der Fall gewesen wäre.

Seit alters her sind in allen Gegenden der Erde die Menschen ja oft genug des Geldes und Besitzes wegen von den Priestern betrogen worden, die ihnen die Wahrheit vorenthielten. Das war besonders bei ungewöhnlichen Naturerscheinungen der Fall, die aber Jesus selbst und auch schon Moses wahrheitsgemäß ausführlich erklärten. Jesus sagte darüber: "Zu allen Zeiten hat das Priestertum alle außergewöhnlichen Naturerscheinungen vor den blinden Völkern zu seinem Nutzen auszubeuten verstanden. Die Mond- und Sonnenfinsternisse, die Kometen, große Stürme und große feurige Erscheinungen in der Luft und noch andere seltene Erscheinungen erklärte es für außerordentliche, böse Anzeichen aus den Himmeln und ordnete bald große Gebete und Opferungen an." (6.GEJ 166,9)

Und zu uns heutigen Menschen sagt Jesus: "Von den Lehren, was die Dinge und Erscheinungen (auf der Erde und am Himmel) und ihre Beschaffenheit betrifft, ist bis auf diese Zeit hie und da ganz im Verborgenen nur weniges verblieben; und wo noch aus der Zeit der Römer und Griechen etwas vorgefunden wurde, ward es von den Klöstern aufgefangen, aber davon der im Finstern schmachtenden Menschheit auch nie ein Häkchen groß verkündet.

Sonnen- und Mondfinsternisse, Kometen und noch andere ganz natürliche Erscheinungen haben bei ihrer Wahrheitsdarstellung den Priestern nichts eingetragen. Man hat sie nur zu bald wieder zu Vorboten und Verkündern der von Mir über die Menschen verhängten Strafen gemacht, damit die dadurch geängstigten Menschen dann zu den Tempeln (bzw. Kirchen), die bald wie die Pilze aus der Erde emporgewachsen sind, in großen Scharen wallfahrteten und daselbst reiche und viele Opfer zu den Füßen der Priester niederlegten.

In den Katakomben Roms und in den Pfaffenburgen Spaniens und Italiens und hie und da auch des deutschen Reiches finden sich noch gar manche sehr gewichtigen Aufzeichnungen aus Meiner Zeit vor; aber die noch jetzt bellendste Hab-, Glanz- und Herrschsucht der Hure Babels läßt davon ja nichts unter die Menschen kommen, und das aus der Furcht und großen Sorge, nun sich zu gewaltig zu verraten und dann von aller Welt dahin zur strengsten Rechenschaft gezogen zu werden, aus welchem Grunde sie den Menschen so viele Jahrhunderte die Wahrheit vorenthalten habe. Da der schnöde Grund wohl jedem Denker von selbst einleuchtend ist, so ist es hier denn auch wahrlich nicht nötig, ihn noch näher zu beleuchten.

Wie lange ist es denn seit der Zeit, als man dem Volke die vier Evangelien und die Apostelgeschichte des Lukas, die Briefe der Apostel und die Offenbarung Johannis auf das strengste vorenthalten hat?" (10.GEJ 25,7-10)

Aber Jesus sagte schon zur Zeit Seines Erdenwandels voraus: "Ich werde zur rechten Zeit Menschen erwecken für die reinen Wissenschaften und Künste, und diese werden es den Menschen von den Dächern herab verkünden, wie die Diener Balaams ihre Wunder bewirkt haben. Dadurch wird die reine Wissenschaft in allen Dingen, sowie auch die reinen Künste zu einem unbesiegbaren Vorläufer und Vorkämpfer für Mich gegen den alten Aberglauben werden; und so durch sie der Augiasstall wird gereinigt sein, dann werde Ich ein leichtes und wirksamstes Wiederkommen auf dieser Erde haben. Denn mit der allenthalben reinen Wissenschaft der Menschen wird sich Meine reinste Lebenslehre auch leicht vereinen und so den Menschen ein vollständiges Lebenslicht geben, da eine Reinheit die andere nimmerdar verunreinigen kann, so wie eine sonnenhelle Wahrheit die andere nicht." (9.GEJ 90,11)

Wer kennt nicht den Kampf der falschen Propheten gegen Galilei? Er war einer der vielen Erweckten für die reinen Wissenschaften und Künste, zu deren Durchbruch er entscheidend mit beigetragen hat. "Wie sträubte man sich gegen das Licht Meines hellen Wissenschaftsblitzes", sagt Jesus in unserer heutigen Zeit, "der vom Aufgange bis zum Niedergange alles, was auf Erden ist, von neuem hell zu erleuchten anfing, und das schon vor dreihundert Jahren, und dessen Licht nun stets heller und heller leuchtet, und das also, daß in dieser Zeit sogar die geheimsten und verborgensten Gemächer der einst so großen und mächtigen Hure Babels wie am hellsten Tage offen liegen!" (10.GEJ 25,11)

"Sage: Kann irgend die Nacht auf der Erde ihre Herrschaft ausüben, wo die Sonne bereits schon hoch über dem Horizonte steht?! Also ist es auch nun schon auf der Erde! Das Licht ist zu mächtig geworden, und die ehedem aller Finsternis - ihrer Throne und ihres unbeschreibbaren Wohllebens wegen - so sehr huldigenden Machthaber fangen an, in der unbesiegbaren Macht dieses Lichtes ihre große Ohnmacht einzusehen, und müssen nun, so sie bestehen wollen, dem ihnen ehemals so verhaßten Lichte ein freundliches Gesicht zu machen beginnen. Und wollen sie wieder so ganz unvermerkt in die alte Finsternis einlenken, so erkennt das das Volk und versagt ihnen den Gehorsam und treibt sie bald in große Verlegenheiten und auch von ihren Herrscherthronen.

Meinem Willen läßt sich kein Trotz bieten. Ich lasse zwar den Menschen gleichfort ihren ganz freien Willen im Besonderen; aber im Allgemeinen bin Ich der Herr und nehme keine Rücksicht vor den Mächtigen dieser Erde! Die Zeit des Lichtes ist einmal da und kann durch keine irdische Menschenmacht mehr aufgehalten werden." (10.GEJ 25,15-16)

Das Licht des Wissenschaftsblitzes war die Voraussetzung dafür, daß wir Jesu reine und tiefere Lebenslehre, wie sie die Neuoffenbarung bietet, überhaupt verstehen können. Wenn wir von der Wissenschaft her nicht gewußt hätten, daß die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist und daß die Monde, Planeten und Sonnen ähnliche, zum Teil noch größere Himmelskörper sind, die im Weltall kreisen, wie hätten wir in der Neuoffenbarung die geistige Erklärung des Weltalls, den damit zusammenhängenden Fall der Geister und die Erlösung des ganzen, großen Schöpfungsmenschen überhaupt verstehen können?

"Ihr könnet es nun noch gar nicht ahnen", sagte Jesus weiter, "zu welch großen und vieles umfassenden Wissenschaften und Künsten es dereinst die Menschen bringen werden, und wie sehr dadurch aller Aberglaube unter den Menschen gelichtet werden wird." (9.GEJ 90,8)

Es gibt heute zwar noch immer manchen Aberglauben unter den Menschen, aber er ist doch gegenüber der Zeit des Götzentums und auch gegenüber der Zeit des Mittelalters schon wesentlich geringer geworden. "Erst am Ende", sagte Jesus, "wird aller Aberglaube mit den Waffen der Wissenschaften und der Künste vom Boden der Erde hinweggeräumt werden, wobei aber dennoch kein Mensch in seinem freien Willen nur im geringsten beirrt wird. Dadurch wird mit der Zeit wohl eine volle Glaubensleere unter den Menschen sein; aber es wird ein solcher Zustand nur eine höchst kurze Zeit dauern." (9.GEJ 89,9-10)

Natürlich hätte Jesus gleich auf der Erde bleiben und die Menschen weiter belehren können, nachdem Er auferstanden war, aber da wären die Menschen nicht mehr frei, sondern gerichtet gewesen. Deshalb war es gut, daß Er hinging. Unter Beachtung des freien Willens, gab es keinen anderen Weg, als wie ihn Jesus hier aufgezeigt hat. Er mußte deshalb auch die Ablehnung jeglichen Glaubens, hervorgerufen durch die Wissenschaften, für eine Zeitlang in Kauf nehmen. Die Glaubensleere war sogar höchst notwendig, denn mit dem Glauben lehnten die Menschen auch die falschen Propheten ab, die immer einen Autoritätsglauben lehren, der mit mancherlei Irrtümern durchsetzt ist, und waren frei zur Aufnahme der neu geoffenbarten reinen Lehre Jesu.

"Wann es aber einst vonnöten sein wird", sagte Jesus damals zu Johannes, "so werde Ich schon von neuem Menschen erwecken und werde ihnen kundgeben alles, was hier geschehen ist, und was die Welt zu erwarten hat um ihrer unverbesserlichen Bosheit willen. Wie aber das alles geschehen wird, das werde Ich dir, du Mein Bruder Johannes, nachdem Ich wieder in Meinen Himmeln wohnen werde, noch in dieser Welt für alle Welt in verhüllten Bildern offenbaren!" (1.GEJ 216,14-15)

Von einem dieser verhüllten Bilder schrieb Johannes: "Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, aus dem Himmel herabsteigen von Gott, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut." (Off. 21,2)

Natürlich ist das keine materielle Stadt, die da vom Himmel auf die Erde herabkommt, sondern das ist ein Bild, durch das ein geistiges Ereignis dargestellt wird. Im großen Evangelium erklärte uns Jesus dieses Bild. Er sagte: "Die Lehre, die Ich euch nun gebe, ist Gottes Wort und bleibt ewig, und darum werden jene Menschen, von denen hier die Rede ist (also wir heutigen Menschen), auch nur diese Lehre von Mir überkommen, die ihr von Mir überkommen habt; aber in jenen Zeiten wird sie ihnen nicht verhüllt, sondern völlig dem himmlischen und geistigen Sinne nach enthüllt gegeben werden, und darin wird das neue Jerusalem bestehen, das aus den Himmeln auf die Erde herniederkommen wird. In seinem Lichte wird den Menschen erst klar werden, wie sehr ihre Vorgänger von den falschen Propheten, gleichwie die Juden nun von den Pharisäern, hintergangen und betrogen worden sind.

Sie werden dann nicht mehr Mir und Meiner Lehre die Schuld an all dem vielen Unheile auf der Erde in die Schuhe schieben, sondern den höchst selbst- und herrschsüchtigen falschen Lehrern und Propheten, die sie schon im Lichte ihrer Wissenschaften und vielen Künste nur zu genau werden erkannt haben, wessen Geistes Kinder sie waren. Wenn aber das hellste Licht des neuen Jerusalems über die ganze Erde scheinen wird, dann werden die Lügner und Betrüger völlig enthüllt und der Lohn für ihre Arbeit ihnen gegeben werden." (9.GEJ 90,2-4)

Die Herabkunft des neuen Jerusalems ist also kein Ereignis, auf das wir noch warten müssen, sondern das neue Jerusalem ist bereits mitten unter uns. Das ist die ausführliche Lehre Jesu, das Reich Gottes, (6.GEJ 220,7) das nahe herbeigekommen ist, in das wir aber erst eingehen durch die Tat nach der Lehre. Diese Lehre, die bereits schon vor über 100 Jahren in vollster Reinheit aus den Himmeln auf die Erde herniedergekommen ist und sich zusammensetzt aus vielen Teilenthüllungen des inneren, geistigen Sinnes aller Worte Gottes, die je seit Adam den Menschen durch den Mund der Propheten und Seher und durch Jesus Selbst gegeben wurden. (7.GEJ 54,4)

Und Jesus sagte: "Aus solchen vielen Teilenthüllungen des inneren, geistigen Sinnes des Wortes Gottes wird sich eine wahre und große Licht- und Lebenslehre zusammenformen, und diese Lehre wird dann das große und neue Jerusalem sein, das aus den Himmeln zu den Menschen herniederkommen wird. Und die in der neuen Lehre sein und leben werden, die werden wandeln im neuen Jerusalem und werden darin ewig wohnen, und ihrer Seligkeiten über Seligkeiten wird ohne Maß und Ziel nimmer ein Ende sein. Denn Ich Selbst werde bei ihnen sein, und sie werden schauen alle die zahllosen Herrlichkeiten Meiner Liebe, Weisheit und Allmacht." (7.GEJ 54,5)

Allein durch den Glauben an die große Licht- und Lebenslehre werden wir keine Bürger des neuen Jerusalems sein, sondern nur durch die Tat nach ihr. Die zwölf Tore dieser Stadt sind die zwölf Gebote und durch das Halten der zwölf Gebote gehen wir durch die Tore in die Stadt ein und sind Bewohner des neuen Jerusalems. (7.GEJ 54,8-10)

Dieses neue Jerusalem, sagte Jesus, "bin Ich im Geiste Meines lebendigen Wortes, das Ich in Zukunft in die Herzen jener Menschen legen werde, die Mich lieben und Meine Gebote halten werden; zu denen werde Ich Selbst kommen und werde Mich ihnen offenbaren. Und also werden sie alle von neuem von Gott belehrt sein." (7.GEJ 54,3)

Jesus ist es Selbst, der bereits auf geistige Weise in Seinem Wort als eine große Licht- und Lebenslehre vom Himmel auf die Erde herabgekommen ist. Und so sind die Neuoffenbarungen die geistige Wiederkunft Jesu auf diese Erde. Denn Jesus sagte: "Ich werde zuerst unsichtbar kommen in den Wolken des Himmels, was soviel sagen will als: Ich werde vorerst Mich den Menschen zu nahen anfangen durch wahrhaftige Seher, Weise und neuerweckte Propheten, und es werden in jener Zeit auch Mägde weissagen und die Jünglinge helle Träume haben, aus denen sie den Menschen Meine Ankunft verkünden werden, und es werden sie viele anhören und sich bessern." (9.GEJ 94,3)

Welch eine Bedeutung unter den neuen Offenbarungen das Werk hat, das uns durch Jakob Lorber gegeben wurde, erfahren wir aus dem Buch "Der große Advent". Waren die Offenbarungen vor Lorber hauptsächlich Bahnbrecher für dieses Werk und die Offenbarungen nach ihm kleinere Ergänzungen dazu, so ist dieses Werk selbst das Hauptwerk der geistigen Wiederkunft Jesu. Er sagt: "Eine besondere Gabe zum Gedächtnisse an den wichtigen Tag Meiner Darniederkunft durch Wort und Tat geistig, am Morgen des 15. Tages des Monats März im Jahre 1840. - Ich, der große und allezeit wahrhaftige und getreueste Geber aller guten Gaben und der großen Offenbarung aus den Himmeln, sage und rate es euch, dieses Tages allezeit zu gedenken; denn er ist eigens dazu ausersehen, daß da an diesem Tage von Mir Großes den Völkern der Erde gegeben wird, entweder eine große Gnade oder ein großes Gericht. Gnade, so die Menschen durch ihren liebegerechten Wandel sich derselben verdient und würdig gemacht haben und ein Gericht, so die Völker von Mir gänzlich abfallen und so ganz eigentlich an gar keinen Gott mehr glauben und denselben verwerfen." (3.Hg Seite 468,1)

Welch eine große Bedeutung für die kommende Menschheit dieses Werk hat, sagt uns der Vater durch Gottfried Mayerhofer: "Zum Zwecke Meiner direkten Mitteilung diente Mir auch ein Mann von schlichtem Charakter (Jakob Lorber), welcher mehr als viele sich angewöhnt hatte, auf seine innere Stimme zu horchen, die Phantasiegemälde seines Gehirns von Meiner Stimme der Liebe unterscheiden lernte, und so geeignet war, alles zu Papier zu bringen, was bestimmt ist, nicht bloß für den kleinen Leserkreis, der jetzt diese Schriften kennt, sondern für die ganze Menschheit, als das zukünftige Religionssystem zu dienen, welches bloß auf Meine eigenen Aussagen während Meines Erdenwandels basiert, den Kultus und das ganze Lehrgebäude der Religion auf das zurückführen soll, wie Ich es einst Meinen Aposteln, einfachen Männern aus dem Volke, gegeben habe." (Sg Seite 2)

Welch große Bedeutung dieses Offenbarungswerk hat, geht auch aus dem verhüllt gegebenen Vers aus der Haushaltung Gottes hervor, der folgendermaßen lautet: "Schon steht im Osten ein Stern, welcher dem Orion die Bahn brechen wird, und das Feuer des großen Hundes wird sie alle verzehren." (1.HG 1,12)

Welch ein geistiger Sinn steckt nun hinter diesen Worten?

- Der "Osten" ist das innere lebendige Wort und durch dieses das wahre Verständnis der Heiligen Schrift des Alten und des Neuen Bundes.

- Der "Stern" ist das Liebelicht in diesem Worte selbst.

- Der "Orion" ist die Liebe Gottes.

- Das "Feuer des großen Hundes" bedeutet die große Treue dieser Liebe, weil der Hund ein Zeichen der Treue ist.

- Die aber, "welche das Feuer verzehren" oder zu Schanden machen wird, sind die Weltmenschen.

Also heißt obiger Satz mit anderen Worten nichts anderes als: Das Liebelicht des neuen Wortes wird der göttlichen Liebe Bahn brechen. Und die Treue dieser Liebe wird alle Frevler, alle Ungläubigen und Lauen zu Schanden machen. (2.Hg Seite 121)

"Das Liebelicht des neuen Wortes wird der göttlichen Liebe Bahn brechen". Das heißt nichts anderes, als daß die gläubige Annahme der Neuoffenbarung von immer mehr Menschen Voraussetzung ist dafür, daß die göttliche Liebe nicht nur in einzelnen, wie das bisher der Fall war, sondern in vielen Menschenherzen zur Herrschaft gelangen kann. Denn nur wenn sich jemand die Lehre Jesu von der Liebe zur Hauptsache gemacht hat, wie das besonders deutlich in der Neuoffenbarung zum Ausdruck kommt und danach tätig wird, kann die göttliche Liebe in sein Herz einziehen. Und die Liebe in den Herzen Seiner Kinder ist wiederum die Voraussetzung Seiner persönlichen, nur ihnen sichtbaren Wiederkunft Jesu und zur Errichtung Seines Friedensreiches auf dieser Erde. Und wenn in dieser "Zeit der kleinen Zeit" Sein Reich auf dieser Erde errichtet ist, dann sind Satan durch die Liebe in den Gotteskindern die Hände gebunden und das hat eine positive Auswirkung auf den ganzen großen Schöpfungsmenschen, der dann ungestört seinen Entwicklungsweg weitergeführt werden kann.

Mit der Neuoffenbarung hat Gott den Völkern der Erde Großes gegeben, entweder eine große Gnade, oder ein großes Gericht. Und so folgt jeder Offenbarung ein Gericht, wenn die Menschen nicht nach ihr leben. (6.GEJ 150) Jesus ist aber nicht in diese Welt gekommen, um die Menschen zu richten und wird auch nicht wiederkommen, um Gericht zu halten, sondern um sie zu retten. Wer aber Jesus verwirft und Sein Wort nicht annimmt und danach lebt, der hat schon seinen Richter, nämlich das Wort, das Jesus zu ihm geredet und das er nicht befolgt hat, das wird ihn richten. (Joh. 12,46-48) Denn "darin besteht das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse." (Joh. 3,19)

Die Menschheit hat Jesus zum größten Teil verworfen. Deshalb ist das Gericht über sie unausbleiblich, denn durch die Nichtbefolgung der Worte Jesu beschwört sie sich selbst das Gericht über sich herauf. Die Annahme der Neuoffenbarung in größerem Maße und das Leben danach wäre die Rettung für die Menschheit gewesen, denn dann würde das Gericht ausbleiben. Nun aber ist die Schar nur klein, die Sein neues Wort angenommen hat und noch kleiner die Schar, die danach lebt. Je kleiner aber diese Schar ist, um so größer ist das Elend, das noch über die Welt kommen wird.

Jesus sagte zu Jakob Lorber: "Es ist hohe Zeit, mit dem rechten Lichte zu kommen, da sonst zu viel Elend über die Welt kommen würde und müßte. Daher sollet ihr darauf sehen, daß der alleinigen Friedenssonne (das ist das neue Wort und das Handeln danach) ein heller Aufgang bereitet wird. Denn glaubet es mir, solange diese unterwegs bleibt, wird es nicht zum Frieden kommen auf der Erde! Im Gegenteil wird es nur stets stürmischer und stürmischer werden, so daß am Ende jeder seines Lebens kaum mehr sicher sein wird und wird verlieren alle irdische Habe, so er irgendeine besitzt." (3.Hg Seite 437,10-11)

"Mache, daß es (das neue Wort) bald in die Hände vieler gelangt, und du wirst darin das wahre Gottesreich auf Erden erschauen!" (2.Hg Seite 436)

Mache, daß das neue Wort bald in die Hände vieler gelangt, sagt uns der Vater, denn "es soll und muß (nun) alles offen werden vor der Welt, damit dann ein jeder wisse, wie er daran ist. Ja es soll der Mittelpunkt der Erde so offen vor aller Welt Augen aufgedeckt werden wie eine verdeckte Speise vor den Gästen zur stärkenden Nahrung. Und so soll auch keine Sonne so weit entfernt sein, daß sie nicht sollte unter dem Mikroskop des lebendigen Glaubens der Einfalt in kleinste Teile zerlegt werden, und wäre ihr Umfang größer als der eures größten Gedankens, den ihr nur immer zu denken vermöget. - Und es soll auch keinen noch so kleinen Faden irgend geben, und wäre er noch so fein gesponnen, der da nicht käme an das stark vergrößernde Licht Meiner Gnadensonne! Ja, Ich will aus Punkten durchsichtige Weltkörper bilden und die Zentralsonnen in enthüllte Punkte zerlegen, damit die Welt sehe, daß am Ende doch Ich alles in allem bin. (Wir wissen alle, daß uns der Vater in Seinem neuen Wort die größten Zentralsonnen, ja und noch größere Strukturen Seiner Schöpfung, sowie die für uns unendlich kleinen atomistischen Tierchen enthüllt hat.)

Wenn dadurch (durch das neue Wort) nun die Welt zur Einsicht gelangen wird, daß außer Mir kein Heil zu suchen ist und gefunden werden kann, so wird dann der Friede die Erde küssen." (1.Hg Seite 101)

"Sehet, nun ist die Zeit der 'kleinen Zeit' gekommen! Wer sie wohl beachtet, dem werden große Dinge werden in Ewigkeit. Wer sich aber daran ärgern und Bedenken tragen wird über Meine Treue (nämlich daß Jesus getreu Seiner Verheißung alles, was Er damals lehrte, wieder geoffenbart hat), dem wird die 'kleine Zeit' bald verrinnen und die große des ewigen Zornes wird ihn ergreifen!" (1.Hg Seite 102)

Können wir noch Zweifel haben an der herausragenden Bedeutung gerade der Offenbarung, die uns durch Jakob Lorber gegeben wurde? - Können wir die Wichtigkeit erahnen, daß Sein neues Wort verbreitet wird und die noch größere Wichtigkeit, daß jeder einzelne von uns auch wirklich danach lebt? - Sind wir uns der Größe der Verantwortung bewußt, die wir durch das neue Wort bekommen haben? - Können wir die Größe der Gnade erahnen, daß wir Sein neues Wort erkennen durften? - Können wir die unschätzbare Kostbarkeit Seines neuen Wortes erahnen? - Ein jeder von uns frage sich, welchen Wert es für ihn hat.

"Sehet, bald nach Meiner allergrößten Tat", sagt Jesus, "welche ist das große Werk der Erlösung für euch, da war dieses Mein Brot sehr teuer noch, und die Menschen konnten sich dasselbe nur in kleiner Gabe nicht anders als nur wieder durch ihr Mir dafür geopfertes Blut und Leibesleben erkaufen, und dieses Mein Brot schmeckte damals bitter im Munde der Käuflinge und war noch nicht bestrichen mit dem Honig der Liebe und getränkt mit der Milch des freien Lebens auch zeitlich schon, sondern sowohl der Honig als auch die Milch wurden den trauernden Käufern erst im Reiche der Geister wohlgewogen hinzugegeben; und siehe, doch gab es der Käufer in die großen Mengen!

Jetzt aber, wo Ich es gebe jedem, der es nur immer wünscht, ganz umsonst, bloß für das gewiß sehr kleine Entgelt eurer Liebe, mit Honig und Milch, und nun siehe, nun verachtet man es bitter und verschmäht den großen, freundlichen, gewiß und wahr für euch aller höchsten Liebe vollsten Geber!

So merket es denn: Die Pforten Meiner Himmel habe Ich jetzt weit öffnen lassen. Wer immer herein will, der komme und komme bald und komme alsogleich; denn es ist gekommen die große Zeit der Gnade, und das neue Jerusalem kommt zu euch allen hinab zur Erde, damit alle, die Mich lieben, darinnen Wohnung nehmen sollen und sollen darinnen gesättigt werden mit dem Honige und Milchbrote und trinken in vollen Zügen das reine Wasser alles Lebens und sollen es schöpfen im Übermaße aus dem ewigen Brunnen Jakobs!

Aber wie auch immer die Niederkunft dieser Meiner großen Stadt wird sein eine unermeßlich große Gnade allen Meinen Kindern, so wird sie aber doch auch erdrücken durch ihre starken Mauern (das heißt, die Niederkunft dieser Stadt wird auch ein Gericht zur Folge haben) alle Blinden (das sind die, die Jesu Lehre nicht erkennen wollen) und wird zerquetschen alle Tauben (das sind die, die nicht auf das Wort Gottes hören wollen); denn ihre Größe wird einnehmen die ganze Fläche der Erde! Und wer sie nicht sehen wird herniederkommen und nicht vernehmen wird ihr Rauschen durch die reinen Lüfte der Erde, der wird nie mehr einen Platz finden auf Erden, da er sich verbergen soll vor ihr und entweichen ihrer Last.

Denn siehe, die Last ihrer Paläste wird zermalmen die Berge (das sind die Hochmütigen, die Großen dieser Welt) und sie gleichmachen den Tälern, und ihre Wohnhäuser will Ich stellen über die Pfützen und Moräste; und all das Geschmeiß (das sind die Übeltäter, die den niederen, sinnlichen Begierden verfallen sind), das darinnen haust, wird erdrückt werden im Grund und Boden durch die Grundfesten der Wohnhäuser der großen Stadt Gottes, eures heiligen Vaters im Himmel und auf der Erde." (1.HG 12,2-6)

"Und es wird rufen der wahre Hirte Seine Schafe, und sie werden Seine Stimme hören und wohl erkennen bis an alle Enden der Erde und werden hinzukommen und sich weiden in aller Lust auf den weiten Weideplätzen der ewigen Liebe des heiligen Vaters, welches sind die großen Gärten der neuen heiligen Stadt des großen Königs aller Völker, die waren, sind und sein werden ewig.

Und diese Gärten werden sein das durch Adam verlorene Paradies, welches Ich zuerst wiedergefunden und getreulich aufbewahrt habe für sie zu einer ewigen Wohnung" (1.HG 12,7-8).

 

 

 

Quellenverzeichnis

Die Heilige Schrift, Übersetzer: Franz Eugen Schlachter, 1981

GEJ Das große Evangelium Johannes, Jakob Lorber, 10 Bände, 1930

HG Die Haushaltung Gottes, Jakob Lorber, 3 Bände, 1966

GS Die geistige Sonne, Jakob Lorber, 2 Bände, 1955

Hg Himmelsgaben, Jakob Lorber, 3 Bände, 1935 und 1993

PH Predigten des Herrn, Gottfried Mayerhofer

Sg Schöpfungsgeheimnisse, Gottfried Mayerhofer, 1932

DW Das Wort, Zeitschrift für ein vertieftes Christentum,

Lorber Verlag, 7120 Bietigheim/Württ.

 

Gerd Kujoth