Über Jakob Lorber und die Neuoffenbarung

 

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1800–1864 lebte ein bescheidener Musiklehrer und Komponist namens Jakob Lorber, der am 22. Juli 1800 in der Ortschaft Kanischa in der Untersteiermark als Kind einer Winzerfamilie geboren wurde. Schon frühzeitig fiel er durch seine große musikalische Begabung auf. Er erlernte mehrere Instrumente, wie Geige, Klavier, Orgel und Harfe. Nach dem Besuch der Dorfschule in Jahring bereitete er sich in der Stadt Marburg auf den Volksschullehrerdienst vor, den er nach Prüfungsabschluß jedoch nur kurze Zeit als Lehrergehilfe ausübte. Ein Geistlicher, der seine große spirituelle Begabung erkannte, hatte ihm geraten, Priester zu werden. Und so besuchte er denn fünf Jahre lang das Gymnasium in Marburg, wobei er auch Latein erlernte. Den Lebensunterhalt mußte er sich nebenbei selbst verdienen: durch Orgelspiel in der Kirche und durch Geigenunterricht. Als die Mittel zum weiteren Besuch des Gymnasiums nicht mehr ausreichten, fristete er fünf Jahre lang sein Leben als Hauslehrer, mit Unterricht hauptsächlich in Musik und Zeichnen. Im Jahre 1829 absolvierte er sodann einen “höheren pädagogischen Kurs für Lehrer an Hauptschulen”. Trotz bester Zeugnisse blieb ihm eine sofortige Anstellung im Lehramt versagt, weswegen er sich endgültig auf Musik festlegte.

Lorber war – so sein Zeitgenosse Karl Ritter von Leitner – nun bereits 40 Jahre alt geworden, ohne eine feste Anstellung zu haben. Da ging ihm aber aus Triest unerwartet das Angebot zu, dort eine zweite Kapellmeisterstelle zu übernehmen. Er ging darauf ein und traf alle Vorbereitungen zur Abreise. Doch sein Leben sollte jetzt plötzlich eine ganz andere Richtung nehmen: Er hatte am 15. März 1840 um 6 Uhr morgens gerade sein Morgengebet verrichtet und war im Begriffe, sein Bett zu verlassen, da hörte er links in seiner Brust an der Stelle des Herzens, deutlich eine Stimme, die ihm zurief: “Steh’ auf, nimm deinen Griffel und schreibe!” – Er gehorchte diesem geheimnisvollen Ruf sofort, nahm die Feder zur Hand und schrieb das ihm innerlich Eingesagte Wort für Wort nieder.

Die ersten Sätze waren: “So spricht der Herr für jedermann, und das ist wahr und getreu und gewiß: Wer mit mir reden will, der komme zu mir, und ich werde ihm die Antwort in sein Herz legen. Jedoch die Reinen nur, deren Herz voll Demut ist, sollen den Ton meiner Stimme vernehmen. Und wer mich aller Welt vorzieht, mich liebt wie eine zarte Braut ihren Bräutigam, mit dem will ich Arm in Arm wandeln; er wird mich allezeit schauen wie ein Bruder den anderen Bruder, und wie ich ihn schaute schon von Ewigkeit her, ehe er noch war.”

Lorber lehnte nach diesem Ereignis die ihm angebotene Anstellung unverzüglich ab und diente dieser geheimnisvollen Diktaten von derselben Stunde an, 24 Jahre lang bis zu seinem Tod. Als emsiger Schreiber bezeichnete er sich in dieser Zeit selber als “Schreibknecht Gottes”. Wie nun dieses prophetische Schreiben vor sich ging, teilte Lorber selbst in einem Brief aus dem Jahre 1858 mit:

“Bezüglich des Inneren Wortes, wie man dasselbe vernimmt, kann ich, von mir selbst sprechend, nur sagen, daß ich des Herrn heiligstes Wort stets in der Gegend des Herzens wie einen höchst klaren Gedanken, licht und rein, wie ausgesprochene Worte vernehme. Niemand, sei er auch noch so nahestehend, kann etwas von irgend einer Stimme hören, für mich erklingt diese Gnadenstimme aber dennoch heller als jeder noch so laute materielle Ton. Das ist aber nun auch schon alles, was ich Ihnen aus meiner Erfahrung sagen kann.”

Lorber begann dieses Schreibgeschäft, welches von nun an die Hauptaufgabe seines Daseins blieb, täglich morgens vor dem Frühstück. Dabei saß er an einem kleinen Tischchen, im Winter knapp neben dem Ofen, und führte ganz in sich gekehrt, mäßig schnell, aber ohne je eine Pause des Nachdenkens zu machen oder je eine Stelle des Geschriebenen zu verbessern, ununterbrochen die Feder wie jemand, der von einem anderen etwas vorgesagt bekommt. Manchmal diktierte er sogar einigen seiner Freunde einzelne Passagen. Dazu setzte er sich neben den Schreibenden, sah ruhig vor sich hin und stockte nie, weder in Redefluß noch in der Satzfügung.

Aus diesen jahrelangen göttlichen Diktaten gingen sehr umfangreiche Schriften hervor, die heute gedruckt vorliegen und nicht weniger als 25 Bände zu je 200–500 Seiten umfassen. Beinahe aber wurden die umfangreichen Manuskripte dieses Propheten ein Opfer von Hausinquisitionen, die damals von der Amtskirche veranlaßt wurden. Sie mußten an einem geheimen Ort aufbewahrt werden, und es kostete viel Mühe und Geduld, bis endlich die Mittel zur Drucklegung des gesamten Werkes aufgebracht werden konnten. Darüber gingen Jahrzehnte ins Land. Auch stellten sich erhebliche Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Verlag ein, was bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts geradezu einer Odyssee glich.

Die Urtexte kamen schließlich nach Süddeutschland und wurden zunächst beim Verlag Landbeck in Bietigheim sukzessive gedruckt, bis die Herausgabe an den Verleger Otto Zluhan überging. Neue Schwierigkeiten ergaben sich dann unter den Repressalien des Dritten Reiches. Zwar konnte der Verleger das auch seinem Betrieb drohende Druckverbot durch die geheime Staatspolizei noch einige Jahre abwenden. Die Offenbarungsschriften, die in Deutschland nun nicht mehr verbreitet werden konnten, wurden wenigstens noch ins Ausland geliefert. 1941 erfolgte dann aber das endgültige “Aus” für den weiteren Vertreib der Schriften. Die Verlagsräume wurden von der Polizei versiegelt, das ganze Adressenmaterial beschlagnahmt. Zluhan schrieb über diesen bitteren Lebensabschnitt:

“In Notzeiten darf man aber erleben, wie unser Himmlischer Vater die Seinen auf oft seltsamen Wegen zu führen und zu schützen vermag, so daß einem die Erfahrungen schwerer Zeiten Kraft und Zuversicht geben und man sie später nicht missen möchte ... Wie wunderbar war doch die göttliche Führung: das Böse mußte dem Guten dienen; denn die allmächtigen sieben Siegel der Gestapo beschützten die Verlagsräume vor der Beschlagnahmung durch andere Ministerien, so daß unser Schrifttum nicht, Wie jenes anderer verbotener Verlage, eingestampft wurde.”

Zwei Jahre nach Kriegsende erhielt Otto Zluhan die Erlaubnis der amerikanischen Militärregierung zur Wiederaufnahme seiner verlegerischen Tätigkeit. Seither konnte der Lorber-Verlag in Bietigheim wieder das gesamte Neuoffenbarungswerk herausgeben und der Verbreitung dieser Evangelien in alle Welt dienen. Denn auch im Ausland – in den USA, in den Niederlanden, in Frankreich, Italien, Spanien, in Australien, Brasilien, in Rußland, der Tschechei, Ungarn, Slowenien u. a. Ländern – erscheinen seit einigen Jahren Lorberwerke in Übersetzungen.

Quelle: RITTER von Leitner, K.-G. (o.J.): Jakob Lorber, der Schreibknecht Gottes. - Lorber-Verlag Bietigheim, 64 S.